Wendelin Weißheimer wurde am 26. Februar 1838 als achtes (und jüngstes) Kind seiner Eltern im Weingut Steinmühle in in Osthofen geboren. Nach den Plänen seines Vaters hätte er nach abgeschlossener Schulausbildung das Gut und die Mühle übernehmen sollen. Schon früh erkannte Wendelin Weißheimer jedoch beim Klavierunterricht seine Liebe zur Musik. Da Wendelin an seinem Schulort in Darmstadt Klavierunterricht nahm, wurde auch dort bald sein musikalisches Talent erkannt. Sein Förderer, Hof-Kapellmeister Louis Schindelmeisser, reiste eigens nach Osthofen, um Wendelins Vater Johann Weißheimer II. zu überzeugen, seinem Sohn das Studium der Musik zu ermöglichen.
Ab Mai 1856 durfte Wendelin dann tatsächlich das Leipziger Konservatorium für Musik besuchen. Seine erste Anstellung erhielt er als zweiter Kapellmeister beim Stadttheater Mainz. Vorher jedoch reiste Wendelin Weißheimer noch nach Zürich, um den dort im Exil lebenden Richard Wagner kennenzulernen. Nach der Theatersaison ging Weißheimer auf eigene Faust nach Weimar, wo ihn Franz Liszt als Schüler in Kompositionslehre annahm, wo er zahlreiche Bekanntschaften mit namhaften Musikern machen und erste Erfolge als Komponist verbuchen konnte.
1861 wechselte Weißheimer nochmals nach Mainz, diesmal als Musikdirektor. Dort traf er auch wieder Richard Wagner, der mit dem Schott-Verlag die Veröffentlichung der „Meistersinger von Nürnberg“ verhandelte. Um nach dem Meistersingergedicht auch die Musik möglichst bald zu komponieren, mietete sich Wagner in Biebrich ein und es entwickelte sich eine enge Freundschaft zwischen Wagner und Weißheimer, die auch in Besuchen Wagners in Osthofen und in der finanziellen Förderung durch Wendelins Vater bestand.
Später wurde Wendelin Weißheimer Kapellmeister in Augsburg und beschäftigte sich mit seiner ersten Oper, „Theodor Körner“, die von Franz Liszt wie Richard Wagner sehr gelobt wurde. Weitere Stationen waren Berlin, Düsseldorf, Würzburg, erneut Mainz, Zürich und Straßburg. In Baden-Baden übernahm Weißheimer anschließend die Leitung der größeren Kurhauskonzerte.
Um 1893 zog Weißheimer sich zuerst nach Freiburg im Breisgau, dann nach Nürnberg zurück, um sich verstärkt der Schriftstellerei zu widmen. In seinen letzten Lebensjahren leitete Wendelin Weißheimer auch die Massenchöre auf den sozialdemokratischen Parteitagen. Seine sozialdemokratische Gesinnung hatte er seit seiner engen Freundschaft mit Ferdinand Lassalle stets offen vertreten. So erregte sein Tod am 16. Juni 1910 in Nürnberg großes Aufsehen: Rund 30.000 gewerkschaftlich organisierte Arbeiter erwiesen ihm die letzte Ehre und alle führenden Zeitungen gedachten seiner in Nachrufen.
Wendelin Weißheimer hinterließ 106 Werke, darunter mehrere Lieder- und Chorzyklen. Seine 1898 erschienene Autobiographie “Erlebnisse mit Richard Wagner, Franz Liszt und vielen anderen Zeitgenossen” wird bis heute in der Forschung beachtet.
1958 wurde vor dem heutigen Verbandsgemeinde-Rathaus der Wendelin-Weißheimer-Platz eingeweiht. In den vergangenen Jahren hat das Kulturnetzwerk Osthofen e.V. immer wieder bei Aufführungen von Weißheimers Werken mitgewirkt.
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